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Publication type: Working paper – expertise – study
Title: Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz
Authors: Gantschnig, Brigitte E.
Egger, Selina M.
Filippo, Martina
Liechti, Ronald
Gemperli, Armin
et. al: No
DOI: 10.21256/zhaw-2490
Extent: 134
Issue Date: 12-Oct-2023
Publisher / Ed. Institution: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Publisher / Ed. Institution: Winterthur
Language: German
Subjects: Mobilität; Transport; Beeinträchtigung; Behinderung; Partizipation; Gleichberechtigung; Inklusion; Recht; Mobility; Transportation; Impairment; Disability; Equality; Inclusion; Rights; Participation; Ungleichheit; Inequality; Sustainability; Nachhaltigkeit
Subject (DDC): 362: Health and social services
Abstract: Hintergrund: Viele Menschen in der Schweiz können den öffentlichen Verkehr (ÖV) nicht oder nur beschränkt nutzen, zum Beispiel weil sie eine Geh- oder Sehbehinderung haben. Um dennoch am öffentlichen Leben teilzuhaben, sind die Betroffenen auf ÖV-ergänzende Fahrdienste angewiesen. Diese sind schweizweit äusserst heterogen organisiert. Ziel: Beschreibung von Angebot, Nutzung und Bedarf ÖV-ergänzender Fahrdienste aus Sicht der Menschen mit Behinderung, sowie aus rechtlicher Sicht. Methoden: Das Forschungsteam wandte im Projekt gemischte Methoden (qualitativ, quantitative und Rechtsanalyse) an. Das Forschungsteam sammelte die Daten in fünf Fokusgruppendiskussionen und einer nationalen Querschnittstudie anhand eines Online-Fragebogens und rechtlichen Dokumenten. Die qualitativen Daten wurden anhand der Methode der Inhaltsanalyse, die quantitativen Daten anhand deskriptiver und inferenzstatistischer Methoden und die rechtliche Situation «de lege lata» analysiert. Aufgrund der Studienresultate wurden Handlungsempfehlungen entworfen, mit Vertreter:innen aus der Politik, aus Behinderten- und Altersorganisationen, aus dem öffentlichen Transportwesen und von ÖV-ergänzenden Fahrdiensten an zwei Workshops diskutiert und anschliessend überarbeitet. Ergebnisse: Insgesamt nahmen 594 Menschen mit und ohne Behinderung an den Studien des Projektes teil. Davon waren 336 (57%) Frauen, 256 (43%) Männer und zwei anderen Geschlechts. Die Teilnehmer:innen waren zwischen 18 und 103 Jahren alt (m=62,4, SD=19,6). Die Ergebnisse zeigen, dass ÖV-ergänzende Fahrdienste zu unterschiedlichen Zwecken genutzt werden: für Therapie- und Arztbesuche, Freizeitaktivitäten, Einkäufe oder Arbeitswege. Hauptsächlich werden Fahrdienste für kurze Strecken eingesetzt. Der Service der Fahrdienste wird besonders wegen der persönlichen Betreuung von Fahrer:innen, der Verlässlichkeit und Sicherheit geschätzt. Die Nutzung der Fahrdienste variiert je nach Person. Während einige auf alternative Fahrdienste zurückgreifen können, sind für andere diese die einzige Option. Folglich wirken sich gerade für diese Personen die hohen Preise, unklare Finanzierungszuständigkeit, begrenzte Verfügbarkeiten und ungenügende überkantonale Koordination einschränkend aus. Die rechtliche Verortung von ÖV-ergänzenden Fahrdiensten ist unklar, und die Zuständigkeit von Bund und Kanton nicht eindeutig. Schlussfolgerungen: Zusammenfassend schätzen Menschen mit Behinderung das Angebot der ÖV-ergänzenden Fahrdienste als eine wichtige Unterstützung für die Ausführung ihrer täglichen Aktivitäten und die gesellschaftliche Partizipation. Dennoch sind Grundrechte von Menschen mit Behinderung tangiert und die Ziele der Behindertenrechtskonvention im Bereich der Mobilität nicht erfüllt. Daraus resultieren folgende Handlungsempfehlungen: 1) Ausweitung des Geltungsbereichs des Bundesgesetzes über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderung auf Fahrdienste. 2) Einbindung der Fahrdienste in den ÖV, indem sie dem Personenbeförderungsgesetz unterstellt werden. 3) Sicherstellung einer schweizweiten Koordination von Fahrdiensten in den Bereichen Angebot, Nutzung, Bestellung und Bezahlung.
Further description: Zusammenfassung in leichter Sprache (Übersetzung in Leichte Sprache, Stufe A2: Pro Infirmis, Büro für Leichte Sprache): Bessere Mobilität für Menschen mit Behinderung in der Schweiz Viele Menschen mit Behinderung können den öffentlichen Verkehr nicht nutzen. Fahr-Dienste sind des-halb für viele Menschen mit Behinderung wichtig. Die ZHAW hat ein Forschungs-Projekt zum Thema Fahr-Dienste gemacht. Die Resultate zeigen: Das Angebot der Fahr-Dienste kann verbessert werden. Dazu braucht es andere Regeln für die Fahr-Dienste im Gesetz. Wie ist es im Moment? Viele Menschen in der Schweiz können den öffentlichen Verkehr (ÖV) nicht nutzen. Oder sie können den ÖV nicht immer nutzen. Zum Beispiel: Sie haben eine Gehbehinderung oder Sehbehinderung. Damit diese Menschen trotzdem am öffentlichen Leben teilhaben können, brauchen sie zusätzliche Fahr-Dienste. Diese Fahr-Dienste sind aber nicht in der ganzen Schweiz gleich organisiert. Sie werden auch nicht in der ganzen Schweiz gleich finanziert. Es gibt unterschiedliche Regeln in der Schweiz, wer diese Fahr-Dienste nutzen darf. Was war das Ziel des Forschungs-Projekts? Die Forschenden wollten mit dem Projekt diese Fragen untersuchen: - Wie nutzen Menschen mit Behinderung Fahr-Dienste? - Welche Auswirkungen haben die Transport Möglichkeiten auf den Alltag von Menschen mit Behinderung? Wie waren die Methoden des Forschungs-Projekts? Die Forschenden haben diese Methoden genutzt: - Sie haben die Themen in fünf Gruppen diskutiert. - Sie haben einen Online-Fragebogen erstellt. - 536 Personen aus der ganzen Schweiz haben diesen Fragebogen ausgefüllt. - Sie haben die Gesetze für die Fahr-Dienste genau angeschaut. Die Forschenden haben die Resultate ausgewertet. Dann haben sie Empfehlungen dazu geschrieben, was man machen sollte. Sie haben mit verschiedenen Personen über diese Empfehlungen diskutiert. Sie haben zwei Arbeitsgruppen für diese Diskussionen gemacht. Nach den Arbeitsgruppen haben sie die Empfehlungen überarbeitet. Was sind die Resultate des Forschungs-Projekts? Die Forschenden konnten Antworten auf die folgenden Fragen finden. Wozu nutzen Menschen die Fahr-Dienste? Für: - Arzt-Besuche - Therapie-Besuche - Freizeit-Aktivitäten - Einkäufe - Arbeits-Wege Sie nutzen Fahr-Dienste vor allem für kurze Strecken. Was schätzen Menschen an den Fahr-Diensten? Menschen schätzen an den Fahr-Diensten vor allem: - die persönliche Betreuung durch die Fahrerinnen und Fahrer - die Zuverlässigkeit der Fahr-Dienste - die Sicherheit der Fahr-Dienste Wie oft nutzen Menschen Fahr-Dienste? Menschen nutzen die Fahr-Dienste unterschiedlich oft. Manche Menschen haben andere Transport-Möglichkeiten. Sie haben zum Beispiel Angehörige, die sie irgendwohin fahren können. Andere Menschen haben keine anderen Transport-Möglichkeiten. Für sie sind Fahr-Dienste die einzige Transport-Möglichkeit. Diese Menschen erleben Einschränkungen in ihrem Alltag, weil das Fahr-Dienst-Angebot nicht optimal ist. Das heisst zum Beispiel: - weil die Fahr-Dienste zu viel kosten - weil nicht klar ist, wer die Fahr-Dienste finanziert - weil die Fahr-Dienste nicht immer verfügbar sind - weil die Fahr-Dienste nicht schweizweit organisiert sind Was hat die Untersuchung der Gesetze gezeigt? Die Untersuchung der Gesetze hat gezeigt: - Es ist nicht klar, mit welchen Gesetzen die Fahr-Dienste geregelt werden. - Es ist deshalb auch nicht klar, wer für die Fahr-Dienste zuständig ist: der Bund oder die Kanto-ne? - Die Fahr-Dienste werden nicht im Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz erwähnt. - Die Grundrechte von Menschen mit Behinderung werden verletzt, weil sie nicht genug Trans-port- Möglichkeiten haben. - Die Ziele der Behinderten-Rechts-Konvention im Bereich Mobilität sind im Moment nicht erfüllt. Empfehlungen: Was sollte man tun? Die Forschenden haben Empfehlungen gemacht. Diese Empfehlungen beruhen auf den Resultaten des Forschungs-Projekts. 3. Empfehlung: Fahr-Dienste für Menschen mit Behinderung sollten Teil des Behinderten-Gleichstellungs-Gesetzes sein. Dieses Gesetz ist ein Bundes-Gesetz. Damit die Fahr-Dienste Teil dieses Gesetzes sein können, muss man das Gesetz überarbeiten. 2. Empfehlung: Die Fahr-Dienste sollten Teil des öffentlichen Verkehrs sein. Damit sie Teil des öffentlichen Verkehrs sein können, muss man sie in das Personen-Beförderungs-Gesetz aufnehmen. Dieses Gesetz ist ebenfalls ein Bundes-Gesetz. 3. Empfehlung: Die Fahr-Dienste sollten in der ganzen Schweiz gleich organisiert sein. Das heisst, diese Dinge sollten überall gleich organisiert sein: - Angebot: Es braucht überall genug Fahr-Dienste. - Nutzung: Man sollte die Fahr-Dienste überall auf die gleiche Art nutzen können. - Die Bestellung: Man sollte die Fahr-Dienste überall auf die gleiche Art bestellen können. - Bezahlung: Die Fahr-Dienste sollten überall gleich viel kosten. - Es sollte überall klar sein, wer die Fahr-Dienste finanziert. Das Ziel davon ist: Menschen mit Behinderung können Transport-Möglichkeiten so nutzen wie Menschen ohne Behinderung.
URI: https://digitalcollection.zhaw.ch/handle/11475/28877
License (according to publishing contract): Licence according to publishing contract
Departement: School of Health Sciences
School of Management and Law
Organisational Unit: Institute of Occupational Therapy (IER)
Institute of Enterprise Law (IUR)
Published as part of the ZHAW project: Die Situation von Nutzenden ÖV-ergänzender Fahrdienste in der Schweiz
Appears in collections:Publikationen Gesundheit
Publikationen School of Management and Law

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Gantschnig, B. E., Egger, S. M., Filippo, M., Liechti, R., & Gemperli, A. (2023). Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz. ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. https://doi.org/10.21256/zhaw-2490
Gantschnig, B.E. et al. (2023) Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz. Winterthur: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Available at: https://doi.org/10.21256/zhaw-2490.
B. E. Gantschnig, S. M. Egger, M. Filippo, R. Liechti, and A. Gemperli, “Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz,” ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, Oct. 2023. doi: 10.21256/zhaw-2490.
GANTSCHNIG, Brigitte E., Selina M. EGGER, Martina FILIPPO, Ronald LIECHTI und Armin GEMPERLI, 2023. Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz. Winterthur: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Gantschnig, Brigitte E., Selina M. Egger, Martina Filippo, Ronald Liechti, and Armin Gemperli. 2023. “Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz.” Winterthur: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. https://doi.org/10.21256/zhaw-2490.
Gantschnig, Brigitte E., et al. Gleichberechtigte Mobilität dank ÖV-ergänzender Fahrdienste? : eine Mixed-Method Studie über die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Schweiz. ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, 12 Oct. 2023, https://doi.org/10.21256/zhaw-2490.


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